Genetische Spurensuche – die Klasse 10d im Austausch mit der Forensikerin Dr. rer. nat. Helen Konrad
Glück gehabt! Das Institut für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Essen ist nicht so weit vom Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasium in Ratingen entfernt, und so besuchte uns kurz vor dem Wochenende die stellvertretende Leiterin der Abteilung Forensische Genetik, um passend zum häufig auch ziemlich abstrakten und komplexen Unterrichtsthema Genetik einen sehr praktischen und spannenden Einblick in dieses Wissenschaftsgebiet und ihre tägliche Arbeit zu geben.
Dabei brachte uns Frau Dr. Konrad zunächst die wichtigsten Grundlagen der forensischen Genetik auf eine sehr verständliche und nachvollziehbare Weise näher. Sie erklärte, dass die Forensische Genetik ein Teilgebiet der Biologie ist, das sich natürlich auch mit der Vererbung beschäftigt und Untersuchungen von biologischen Materialien wie DNA, RNA und Proteinen umfasst. Diese Untersuchungen dienen z.B. dazu, Sachbeweise bei rechtlich relevanten Fragestellungen zu liefern, denkbar sind hier Strafverfahren oder auch Abstammungsgutachten.
Ein besonderer Schwerpunkt ihres Vortrags lag auf der Analyse von Short-Tandem-Repeats (STRs) und deren Bedeutung von DNA-Profilen bei der Identifizierung von Personen. Sie erläuterte, wie diese Analysen in der Praxis eingesetzt werden, um z. B. Verwandtschaftsverhältnisse oder Verbrechen aufzuklären oder auch um die Identität unbekannter Leichname festzustellen.
Klingt alles schon fast eher nach Biologie-Leistungskurs in der Oberstufe? Ja, aber auch die 10. Klässlerïnnen konnten direkt unter Beweis stellen, dass sie diese anspruchsvollen Inhalte gut verstanden haben, denn sie konnten in kleinen praktischen Übungen passend zum Vortrag aus langen Zahlenkolonnen selbst sehr erfolgreich gesuchte Personen „ermitteln“.
Frau Dr. Konrad gab uns auch einen Einblick in die neueren Technologien und Methoden, die in ihrem Arbeits-Bereich eingesetzt werden. Dazu gehören z. B. die Phänotypisierung (Haar- und Augenfarbe) oder die Altersschätzung durch Methylierungsanalyse, die es zumindest ermöglichen, Grunddaten über das Aussehen/Alter von nicht identifizierten Personen anhand gefundener Spuren zu erhalten. Das klang dann doch ein bisschen wie in einer Crime-Serie, aber hier gäbe es ansonsten eher wenig Übereinstimmung zwischen der Realität und dem im TV Gezeigten, erfuhren wir von der Wissenschaftlerin.
Besonders beeindruckend und für einige Teilnehmende fast schon ansteckend war Frau Dr. Konrads Leidenschaft und Überzeugung, mit der sie über ihren Beruf sprach und all unsere zuvor vorbereiteten oder auch spontan geäußerten Fragen immer sehr verständlich beantwortete. Sie betonte die Wichtigkeit einer akribischen Arbeitsweise und den täglichen Umgang vor allem auch mit Zahlen und Biostatistik. Aber sie teilte auch mit uns, dass eine solche Arbeit nicht immer nur spannend, sondern auch herausfordernd sein kann, insbesondere wenn es um die Aufklärung von Straftaten und die Sicherung des entsprechenden Beweismaterials geht.
Der Besuch von Frau Dr. Konrad war eine wertvolle Bereicherung, denn sie hat es (an einem Freitag in der 5. und 6. Stunde) geschafft, uns einen tiefen Einblick in die spannende Welt der Forensischen Genetik zu geben. So wurden nicht nur die wissenschaftlichen Grundlagen und die Berufsperspektiven in diesem spannenden Bereich aufgezeigt, sondern es wurde auch die Wichtigkeit des Austauschs zwischen Schüler:innen und Wissenschaftler:innen deutlich. Solche Begegnungen inspirieren, vorhandenes Wissen zu vertiefen und vielleicht die ein oder andere Person auch dazu, selbst eine Karriere in einer (Natur-) Wissenschaft in Betracht zu ziehen.
Wir danken Frau Dr. Konrad herzlich für ihre investierte Zeit und ihr Engagement und der „Forschungsbörse“ für die Herstellung des Kontakts.
Klb
P.S.: Weitere Informationen gibt es hier.