Ein Abend mit Sergei und Peter

Der geräumige Raum bietet ausreichend Platz für die ankommenden Gäste. Auf dem glänzenden Fliesenboden hört man die Absätze der schick gekleideten Damen, die von ihren Kavalieren begleitet werden. Hier treffen Sie keinen Teenager in Jogginghose und Sweatshirt, denn es ist bekannt, dass es an Orten wie der Philharmonie nach längst etablierten Regeln üblich ist, den Dresscode einzuhalten.

Wenn Sie die Treppe hinaufgehen und den richtigen Platz finden, genießen Sie einen Blick auf den Saal. Er scheint in zwei Seiten geteilt zu sein: eine für die Musiker und die zweite für das Publikum. Auf der Bühne sitzen bereits einige Orchestermitglieder und bereiten sich auf das Konzert vor. Wenn Sie den Blick nach oben richten, fällt Ihnen sofort die hoch an der Wand liegende Orgel ins Auge. Eine große Anzahl von Metallrohren unterschiedlicher Größe lässt die Kanzel der Orgel selbst winzig erscheinen. Die Zuschauer sitzen gestaffelt in vielen Reihen dem Orchester gegenüber.

Es ist laut im Saal, bis die Moderatorin auf die Bühne kommt. Sie stellt die beiden Komponisten, nämlich Sergei Rachmaninow und Peter Tschaikowsky, deren Musik bei diesem Konzert erklingen wird, vor. Bald kommt der Dirigent unter tosendem Applaus auf die Bühne. In glänzenden schwarzen Schuhen und in einem Frack verbeugt er sich und stellt sich auf das für ihn vorbereitet Podest. Zwischen ihm und der Moderatorin entsteht ein kurzer Dialog, der das Publikum mit Teilen von Rachmaninows zweiter Sinfonie vertraut macht. Der Leiter des Orchesters versucht die passenden Worte für die Musik zu finden, aber es gibt nichts Besseres, als sie zu hören. Er schüttelt die Hände und die Zuschauer tauchen mit dem Orchester in die Musik ein, als ob sie einem Zauber erliegen würden. Nachdem die Musiker die gewünschte Melodie vorgespielt haben, dreht der Dirigent sich um und nimmt Applaus entgegen. Danach folgen noch ein paar Fragmente, und eines davon beschreibt der Dirigent sehr kurz und deutlich, es wurde nur das Wort „R-R-Rachmaninow“ für den ganzen Saal ausgesprochen! “R-R-Rachmaninow“ — so kann man das Ende der Symphonie nach Meinung des Musikers beschreiben.

Aber das heutige Konzert wird bei weitem nicht mit Rachmaninows zweiter Symphonie beginnen. Ein Solist erscheint auf der Bühne. Der Cellist setzt sich links vom Dirigenten und wenn der Saal still ist, beginnt das Konzert endlich. Die Klänge von Tschaikowskis „Variation zum Thema Rokoko“ füllt den Saal. Die Einheit des Orchesters ist mit dem Cello-Solo verwoben, verbindet sich aber in keiner Weise mit ihm. Manchmal schweigt das Orchester, dann schenkt der Solist sein Spiel den Zuhörern, und manchmal pausiert das Cello. Die Zuschauer im Saal sind begeistert! Weil sie mehrmals „Zugabe“ rufen, gewinnen sie ein paar einzelne Stücke vom Solisten und das Publikum klatscht wieder enthusiastisch. Bevor er die Bühne verlässt, erhält er von der Moderatorin einen Blumenstrauß, den er am Ausgang einer der Violinisten gibt. So endet der erste Teil des Konzerts. Die Orchestermusiker stehen von ihren Sitzen auf und verlassen die Bühne. Die Zuschauer nutzen auch die kleine Pause. Einige gehen eine Etage tiefer und bestellen etwas an der Bar, andere teilen einfach ihre Eindrücke.

Nach 15 Minuten beginnen die Leute langsam, wieder in den Saal zu gehen und sich auf die Plätze zu setzen. Nachdem sie ein wenig gewartet haben, öffnet sich die Tür und die Orchestermitglieder kommen bereits in voller Besetzung auf die Bühne. Die Musikerinnen in schwarzen Kleidern und die Musiker in schwarzen Anzügen halten ihre Instrumente in der Hand und nehmen ihre Plätze ein. Die Geiger links, die Bratschen rechts, etwas höher stehen die Kontrabassisten, die Bläser in der Mitte, und ganz hinten der Becken-Spieler, Xylophonist, Schlagzeuger und Pauker. Diese Vier sollten Sie während der gesamten Symphonie im Auge behalten, denn ihre Partie kann selten gehört werden, aber sie ist immer die interessanteste.

Die vier Teile der Symphonie mit einem sich wiederholenden aber nie langweiligen Thema gehen ziemlich schnell vorbei. Am Ende schwingt der Dirigent die Arme intensiver, und jetzt wird klar, warum hinter ihm eine kleine Trennwand auf dem Pult steht. Emotionen zu beobachten, die er nicht nur mit seinen Händen, sondern auch mit seinem Gesichtsausdruck vermittelt, ist wahrscheinlich eine der interessantesten Aktivitäten nach der Beobachtung des Orchesters. Die Art und Weise, wie die Orchestermusiker jedes Thema aufgreifen, es fortsetzen und weiterführen, überrascht wahrlich die Zuhörer. Jede Note trägt die Seele des Komponisten in sich, die wirklich zart und geräumig, ist ähnlich wie die Heimat von Sergei Rachmaninow. Die Bögen werden angespannt, und die Bläser müssen tiefer einatmen, denn der Moment, den der Dirigent so anschaulich beschrieben hat, ist schon nahe und siehe da…“TAN-TA-TA-TAN“. Das Publikum zuckt und bricht sofort in Applaus aus. Von weitem hört man „Bravo!“. Die Menschen stehen von ihren Sitzen auf und klatschen ständig in die bereits erröteten Hände.

Ekaterina (8D)

Ekaterina geht seit August in eine Regelklasse an unserer Schule (vorher VK), hat, wie man liest, sehr gut Deutsch gelernt und interessiert sich, wie man liest, sehr für Musik – das kann man auch daran sehen, dass sie zuletzt bei Jugend musiziert (Ratingen) einen zweiten Platz im Fach Klavier erlangen konnte.

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