Diff-Kurs 9, Poetry Slam zum Thema „Ausnahmesituation infolge des Coronavirus“

Seit jeher haben sich Künstlerinnen und Künstler mit der aktuellen gesellschaftlichen oder politischen Situation kreativ und/oder kritisch auseinandergesetzt. Genau das ist es, was die Schülerinnen und Schüler des Diff.-Kurses „Kunst-Musik-Deutsch“ (Lai) in ihren Poetry Slams und Bildern zum Ausdruck bringen möchten.

Ausnahmezeit

Alles ist so anders, nichts wie es war
Überall sehen die Menschen nur Gefahr
So vieles haben sie uns verboten
Und dennoch steigt die Anzahl der Toten,
Es ist wie ein Albtraum, aus dem man nicht erwachen kann,
Mal wieder ziehen mich die Nachrichten in ihren Bann.

Ich sehe eine Frau, sie arbeitet im Krankenhaus,
Scheinbar war sie schon lange nicht mehr zuhaus.
Mann, wie sie erschöpft ist,
Und wie sie das alles von innen zerfrisst.
Sie sagt, dass es aussichtlos sei.
Es wirkt wie ein verzweifelter Hilfeschrei.

Ich sehe einen Mann, der gefährdet ist
Er sieht die Zeit wie eine Galgenfrist,
Man die Furcht in seinen Augen.
Einen Fehler darf er sich nicht erlauben.
So bleibt er drinnen ganz allein,
Und hofft, es wird bald zu Ende sein.

Ich sehe die Mutter mit den Kindern,
den Lärm konnte sie nicht verhindern.
Was wird ihr Boss wohl dazu sagen?
Hat er Verständnis für Probleme, die sie plagen?
Die Balance zu halten fällt ihr schwer,
Schon bald kommt sie nicht mehr hinterher.

Ich sehe die Verkäufer in den Läden,
Die Tag für Tag ihr Bestes geben.
Sie erzählen von den Menschenmassen,
von der Panik, welche sie hinterlassen.
Welchen Sinn hat das überhaupt?
Ihnen wurde der Verstand geraubt.

Ich sehe Menschen aus anderen Ländern,
Auch dort scheint sich kaum etwas zu ändern.
Eine Hoffnung ist nicht in Sicht.
Alle Grenzen sind jetzt dicht.
Und dennoch ist es überall,
Nichts kann es hindern vom Befall.

Und ich sehe mich und mein Leben,
und ich weiß, manche würden so viel geben,
so viel geben, um wie ich zu sein,
Deshalb rede ich positiv auf mich ein.
Ich versuche zu belachen
Und das Beste daraus zu machen.

Denn diese Menschen sind auf der Hut,
Aber mir? Mir geht es gut.
Doch auch wenn ich Grund zum Danken haben,
stellt sich mir noch diese eine Frage,
Nicht nach dem Wer, dem Wo, dem Wann,
Sondern danach, wie das noch wichtig sein kann.

Ich will das hier nicht überstehen,
Ich will normal durchs Leben gehen.
Nicht ausharren bis zum nächsten Beben,
Nicht bloß hoffen zu überleben,
Denn was bringt es mir, wenn ich unglücklich bin?
Was bringt es mir zu leben, ein Leben ohne Sinn?

Inés

Ausnahmesituation

Wer sich jetzt fürchtet, der ist verloren. Wer jetzt nicht Abstand hält, der trägt die Schuld. Wer jetzt in Massen kauft, der ist kein Vorbild, so heißt es in den Medien. Doch glaub mir, so einfach ist das nicht.

Leute kämpfen täglich und während alle klagen, fühlt man sich schlecht, denn man genießt die Zeit, allein zu sein und nichts zu machen. Man schaut raus, sieht Leute spazieren, Menschen joggen und Schüler stöhnen. Und während man niemanden trifft, fühlt man sich so unbedeutend, so fremd. Denn jeder Tag ist gleich und doch, gibt es keine Anderen. Man sieht nur die Medien, wie sie Panik machen und doch, die Wahrheit sagen.

Doch was ist überhaupt die Wahrheit in dieser Zeit. Jeder sagt etwas anderes und so individuell die Wahrheit auch sein mag, Ob etwas wahr oder unwahr ist, wird doch nur von anderen entschieden. Und je mehr darüber entschieden wird desto verwirrender ist sie.

Es scheint mir, als wäre unser Haus wie eine Insel. Draußen auf dem Meer herrscht Angst, der Wunsch nach Schutz. Sei es die vielen Dinge, die man kaufen kann oder den Schutz der Familie. Sie ist sehr kostbar, denn man kann sie nicht kaufen, sondern man erhält sie und darf sie nicht verlieren.
Jeder will ihn haben. Den Schutz.

Die vielen Menschen mit dem Atemschutz sehen fremd aus mit ihren suchenden Blicken und ihren prall gefüllten Einkaufstaschen.
Draußen ist es wie in einer anderen Welt, wo niemand sich mehr traut raus zu gehen. Denn niemand weiß, was kommt. Es ist eine verwirrende Zeit.
In der Zukunft ist alles ungewiss. Und während die Lieferdienste überlasten, Senioren rausgehen, man umherzieht und die Spielplätze, Großeltern und Freunde vermisst, verflucht man diese Zeit.

Doch dann sieht man, wie viel Zeit man eigentlich hat, und wie viel man damit verschwendet, diesen Zustand zu verfluchen.
Mara

Die Zeit ist gekommen, alles steht still
Die Welt hält den Atem an, was passiert?
Wie geht es weiter? Was sollen wir tun?
Die Decke fällt mir auf den Kopf, das Atmen fällt schwer.

Das eigene Zimmer gibt nichts mehr her,
was kann man dann noch machen?
Es heißt, es geht bald wieder los…,
„bald“ klingt wie eine halbe Ewigkeit.

Die Realität ist die kalte Wahrheit,
keiner möchte sie wahrnehmen,
aber sie ist immer da, wie ein Schatten, der dich verfolgt,
kalt und auch manchmal grausam.

Wenn die Sonne wieder scheint, kommt die Hoffnung zurück,
alles beruhigt sich, das Leben beruhigt sich
und ergibt vielleicht wieder einen Sinn,
die Trauer sitzt tief aber die Hoffnung tiefer.

Karla

Bilder von Zuying

Sieben Haikus, kurze dreizeilige Gedichte mit möglichst wenig Silben, der Klasse 9 a zum Thema Isolation

Keine Termine-
Ich male die Sonne
In meinen Kalender

Alle Tage gleich –
Das Wochenendgefühl
fehlt mir.

Schwer mein Herz
Beim Anblick der alten Frau
Einsamkeit und Leere

Täglich dasselbe
Die Uhr tickt und tickt
Immer einsam

Lang zu Haus
Treff ich einige Freunde
Genieße die Ruhe

Coranavirus –
Kein Sport, keine Treffen, kein Spaß,
aufregend ist es nicht.

Alleine
Und doch zusammen
Corona